Oberseminar (Colloqium) Regulae ad directionem ingenii : SS 2005 Je père-sevère J. Lacan 0. Es geht im Oberseminar um ein gedeihliches Verhältnis zwischen Habilitan- den, Doktoranden, Magistranden, aber doch auch unverhofften Gästen. Wir alle lernen so viel mehr, wenn der/die vorträgt sovielen wie nur möglich Fragen und Kritiken einräumt, statt de facto nur den künftigen Gutachter sitzungsdeckend anzureden. Es geht daher (im Regelfall) nicht darum, Sprechstundengeheimnisse oder Fremdvorträge vor unser aller Ohr zu wieder- holen. M.a.W.: Monologe sind verboten, dozierende Pseudoseminarleiter-Allü- ren aber ganz besonders. 0.1 Externe rauschende Erfolge erlauben jeweils Ausnahmen. Feste sind zur Wie- derholung wie geschaffen, aber selten. 1. Anmeldungen des Vortragswunsches bei der zuständigen wissenschaftlichen Hilfskraft (zur Zeit Frau Tania Hron) sind weiter notwendig, ab sofort nur noch nicht hinreichend. Das Semester und sein Programm (im Sinn von Opern oder auch Theatern) braucht mehr Schönheit als zuvor. Sonst fällt dem (re- lativ zur Stuhlzahl doch recht großem) Kreis das Hören schwer. Nicht Hypo- thesen, sondern Thesen sind daher erfordert. Oder (näher noch an Nietz- sche): erst wenn der/die Vortragende im Wahn erglüht, aus Wissenschaft sei schreibend Poesie geworden, macht die Bewerbung Sinn. Halbfertigprodukte mag man anderswo genießen. 1.1 Ein einseitiges Exposé zum Ende des vorherigen Semesters erleichtert es, die Folge der Termine nicht nur sachlicher zu planen, sondern auch von mir aus zu entscheiden, ob der Vortrag für alle (im Durchschnitt 20) Ohrenpaare geeignet oder nicht scheint. Es ist eines, akademische Abschlüsse zu be- treuen; ein anderes, anderen dafür Interesse zu erregen. 1.2 Unvorhersehbare Gastaufenthalte, Habilitationsverfahren usw. machen es nö- tiger als zuvor, in der bekannten Reihenfolge akademischer Titel zu priori- sieren. 1.3 Jeder Vortragswunsch wird gleichwohl erhört, nur nicht immer im Semester, das er meinte. 2. Vorträge halten sich im Regelfall ans Typoskript und sollten netto 50 Minu- ten niemals übertreffen. Sonst wird die freie Aussprache während und nach dem Vortrag unterbunden. Empfohlen wird daher, zumal bei Zweitverwertung alter Typoskripte, den Zeitverbrauch nicht erst beim Vortrag selbst zu kon- statieren, sondern mündlich (!) vorher schon zu messen. 2.1 Wer freien Vortrag nicht nur wagt, sondern auch vermag, ist von Regel 2 ganz dispensiert. 3. Multimediaeinsatz hilft den Hörern, aber nicht vom Typoskript entkoppelt. Deshalb bleibt auch PowerPoint verpönt. Medien (Beamer, Epidiaskope, CD- Player usw.) sind bei der Planung darauf zu befragen, ob sie in abnehmen- der Gewichtung Formeln (Codes) Sounds Diagramme Texte bloße Bilder präsentieren. Nicht alles, was die aisthesis uns schenkt, dient auch dem Denken (Arist. Met. A 1). 4. Wichtiger als alles Multimediaglück ist der Akt des Schenkens: «Das hab ich (seit tausend Jahren) grade neu entdeckt. Sie konntens damals nur nicht in unseren Computersprachen sagen - und das heißt, unglaublich kürzer. Also hab ichs rasch assemblerprogrammiert. Ihnen zum Geschenk.» Dies hohe flache Niveau sollt mein Oberseminar nur ausnahmsweise unterlau- fen. Es gibt nicht eine Zeile auf der Welt, die wir nicht von heut aus le- sen dürften könnten sollten.
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