Spektrale Montagen (Prekäres Nachleben)

In meinem Dissertationsprojekt  untersuche ich die Konzeptionen Montage und »Gespenst«, um das prekäre Nachleben von und in visuellen Konstellationen zu beschreiben, die zwischen 1915 und 1962 Deutschland und den Black Atlantic miteinander verbinden.
1945 fertigen afroamerikanische Soldaten der segregierten US-Armee Fotos an, die ihre Kameraden im kurz vorher befreiten KZ Buchenwald zeigen. Diese Bilder rücke ich ins Zentrum der visuellen Konfiguration. 
Zwischen 1877 und den 1940er Jahren werden bei informellen Hinrichtungen durch Lynchmobs Fotografien gemacht, die sowohl in weißen wie auch in afroamerikanischen Communities, u.a. in Form von Postkarten zirkulieren. Diese visuelle Kultur des Lynchens ist signifikanter Teil des frühen amerikanischen, und vor allem afroamerikanischen Films.
Wie hängen die Körper-Bilder des Lynchings und die ihm auf unheimliche Weise ähnliche lange Dauer rassisitscher Stereotype, die aus dem postkolonialen Weimarer Kino stammen, mit der visuellen Kultur rund um die nach 1945 in Deutschland lebenden afroamerikanischen GIs zusammen? Das ungemein erfolgreiche Melodram Toxi (Regie: R.A. Stemmle, BRD 1952) ist symptomatisch für diesen Diskurs, der bis zu fremd gehen. Gespräche mit meiner Freundin (Regie: Eva Heldmann, Deutschland 1999) reicht. Durch das aktive Stiften von »Lesbarkeit« (Didi-Huberman) reflektiere ich über das Fraktale, Verschüttete, Heimsuchende einer solchen Montage.

Abbildung:
William Alexander Scott III.: George Patton (Vordergrund, links) spricht mit Omar Bradley (Mitte) im ehemaligen Zwangsarbeitslager Ohrdruf bei Buchenwald, afroamerikanischer Soldat im Hintergrund, April 1945, Bundesarchiv der USA (NARA), ID: 111-SC-442154.