Diktaturen herrschen, so unsere These, auch und gerade durch die Schaffung einer signifikanten Visualität, Bildlichkeit und Verbergung. Sie beanspruchen daher Gestaltungsmacht und Kontrolle über die Bilder und über die Erscheinungsweisen der Körper. Die visuelle Herrschaft über die „kollektiven“ und „singulären“ (geschlechtlichen) Körper zielt auf die private und öffentliche Welt, auf die zivile wie militärische Front.
Inwiefern ist für Diktaturen die Herrschaft durch ein umfassendes visuelles Regime konstitutiv? Welche Rolle spielen (Vor-)Bilder und Bildakte, Inszenierungen, Uniformierungen und vestimentäre Codes, Piktogramme, Kennzeichnungs- und Identifizierungssysteme. Ein besonderes Augenmerk gilt der visuellen Gewalt der rassistischen Dehumanisierung von Menschen zu „Drohnen“, „Parasiten“, „Blutsaugern“ und „Schädlingen“. Die visuelle Kennzeichnung von Juden und KZ-Häftlingen sollte die Stigmatisierung und öffentliche Exklusion forcieren. Mit der Nummerntätowierung in Auschwitz reaktivierte die SS antike und neuzeitliche Praktiken der Straf- und Eigentumsmarkierung von Sklav:innen, Haus- und Zuchttieren unter organisationsökonomischen Gesichtspunkten.
Doch gelingt es Diktaturen nie, eine totale Herrschaft über die Bilder zu erzielen. Daher wird es im Seminar zugleich um Gegenperspektiven und Gegenöffentlichkeiten, um den Eigensinn der Bilder und um subversive visuelle Kulturen gehen: um Häftlingszeichnungen und widerständige Fotografien in Konzentrations- und Vernichtungslagern, um „entartete Kunst“, fintenreiche Tätowierungspraktiken und -motive, Flugblätter, Knipserfotografien, kosmopolitische Tänze und Mode.
Die Verleihung der Caroline von Humboldt-Professur 2016 ermöglicht eine Fortsetzung der interdisziplinären Zusammenarbeit zum Forschungsfeld der Visuellen Dikaturen, insbesondere die Erforschung der Entstehungsgeschichte der Aufschrift “Arbeit macht frei” am Tor des Stammlagers Auschwitz sowie an den Torgebäuden in Dachau, Sachsenhausen und Groß-Rosen.
Visuelle Diktaturen. Öffentlichkeiten. Körperpolitiken. Dienste.
Diktaturen herrschen, so unsere These, auch und gerade durch die Schaffung einer signifikanten Visualität, Bildlichkeit und Verbergung. Sie beanspruchen daher Gestaltungsmacht und Kontrolle über die Bilder und über die Erscheinungsweisen der Körper. Die visuelle Herrschaft über die „kollektiven“ und „singulären“ (geschlechtlichen) Körper zielt auf die private und öffentliche Welt, auf die zivile wie militärische Front.
Inwiefern ist für Diktaturen die Herrschaft durch ein umfassendes visuelles Regime konstitutiv? Welche Rolle spielen (Vor-)Bilder und Bildakte, Inszenierungen, Uniformierungen und vestimentäre Codes, Piktogramme, Kennzeichnungs- und Identifizierungssysteme. Ein besonderes Augenmerk gilt der visuellen Gewalt der rassistischen Dehumanisierung von Menschen zu „Drohnen“, „Parasiten“, „Blutsaugern“ und „Schädlingen“. Die visuelle Kennzeichnung von Juden und KZ-Häftlingen sollte die Stigmatisierung und öffentliche Exklusion forcieren. Mit der Nummerntätowierung in Auschwitz reaktivierte die SS antike und neuzeitliche Praktiken der Straf- und Eigentumsmarkierung von Sklav:innen, Haus- und Zuchttieren unter organisationsökonomischen Gesichtspunkten.
Doch gelingt es Diktaturen nie, eine totale Herrschaft über die Bilder zu erzielen. Daher wird es im Seminar zugleich um Gegenperspektiven und Gegenöffentlichkeiten, um den Eigensinn der Bilder und um subversive visuelle Kulturen gehen: um Häftlingszeichnungen und widerständige Fotografien in Konzentrations- und Vernichtungslagern, um „entartete Kunst“, fintenreiche Tätowierungspraktiken und -motive, Flugblätter, Knipserfotografien, kosmopolitische Tänze und Mode.
Die Verleihung der Caroline von Humboldt-Professur 2016 ermöglicht eine Fortsetzung der interdisziplinären Zusammenarbeit zum Forschungsfeld der Visuellen Dikaturen, insbesondere die Erforschung der Entstehungsgeschichte der Aufschrift “Arbeit macht frei” am Tor des Stammlagers Auschwitz sowie an den Torgebäuden in Dachau, Sachsenhausen und Groß-Rosen.